Trauben, Sterne, Medaillen, Bestnoten – große Erfolge für Rheinhessens Winzer
9. November 2018
Trauben, Sterne, Medaillen, Bestnoten – große Erfolge für Rheinhessens Winzer
Kaum sind die Trauben des neuen Jahrgangs geerntet, da fahren die Winzer aus Rheinhessen zu einer weiteren Ernte aus. Sie ernten Medaillen, Auszeichnungen und Siegerkränze für ihre Spitzenweine und ihre herausragenden Kollektionen, die dem großen Erntesegen des neuen Jahrgangs in Bezug auf die Fülle in nichts nachstehen. Das Ausmaß der Lobpreisungen ist so heftig, so intensiv und so unwahrscheinlich schnell, dass es schwierig ist, die Orientierung zu behalten.
Wo also anfangen? Gibt es da den allerbesten Preis, gibt es die beste aller Auszeichnungen, die wertvollste aller Medaillen? Wie beim Produkt selbst, um das sich alles dreht, ist das wohl Geschmackssache – und die Wertung somit höchst subjektiv. Und rechtfertigt somit eine gewisse Willkür in der Aufzählung und dem Ranking aller großen Taten, die unsere Winzerinnen und Winzer nach dem Urteil der vielen kompetenten wie bunten Jurys vollbracht haben.
Apropos bunt: Da sind zunächst die etablierten Weinführer, die mit Spannung erwartet Anfang November ihren Weg in den Buchhandel finden.
Emtdeckung des Jahres (Gault&Millau): Dr. Simone Adams
Mit seinem auffällig grünen Anstrich reklamiert der Gault&Millau-Weinguide Kompetenz und Seriosität. Seine Entdeckung des Jahres kommt aus Rheinhessen und heißt Dr. Simone Adams aus Ingelheim. „Mit scharfem Geist, glasklarer Vision und großem Feingefühl gibt Simone Adams den Burgundersorten Profil“, so der O-Ton. Und weiter: „Die Kalkböden ihrer Heimat Ingelheim fängt sie authentisch und zugleich mit ganz persönlicher Handschrift ein – und verhilft so einem alten Terroir zu neuem Ausdruck.“ Das passt – Simone Adams ist ein ganz eigenes Kaliber.
Die „Weinbibel“ mit dem roten Cover heißt offiziell VINUM Weinguide. Die zehn Top-10-Kategorien werden angeführt vom Winzersekt des Jahres. Volker Raumland aus Flörsheim-Dalsheim ist in dieser Kategorie das Maß der Dinge, stellt insgesamt sechs Top-10-Sekte, darunter auch den Sieger-Sekt, den 2008 „MonRose“ Extra Brut Prestige. Flörsheim-Dalsheim steht auch als Absender auf dem Siegerwein in der Kategorie Riesling trocken: Klaus-Peter Kellers G-Max 2017 ist die Benchmark in der Königsklasse der Weißweine, ein Wein mit „feinem Blütenduft, cremiger Fülle, mineralischer Tiefe, vibrierend vor Energie“. Und als ob das nicht allein schon Grund zu überbordender Freude wäre, stellt Keller gleich vier trockene Rieslinge unter den zehn besten des Jahrgangs 2017. Bei allem Rummel um den Kultwein G-Max bleiben die Kellers ganz pragmatisch: „Dieser Wein hilft uns Deutschen, weltweit die Türen für große trockene Rieslinge zu öffnen – wir müssen nur noch hindurchgehen“ – so Vater Klaus Keller bei der Preisverleihung in der LBBW in Mainz.
Das Weingut Wagner-Stempel (Siefersheim) erhält in der VINUM Weinguide Ausgabe 2019 den Titel regionales Weingut des Jahres (Rheinhessen). Mit dem höchstbewerteten Spätburgunder des Jahrgangs 2016 in Rheinhessen bietet das Weingut J.Neus in Ingelheim eine der größten Überraschungen: Sein 2016 Pares Spätburgunder GG setzte sich überraschend deutlich von der Konkurrenz ab. Ein weiterer „Rotwein-Überraschungsheld“ ist Florian Geil (Geils Sekt- und Weingut in Bermersheim). Er wird vom VINUM Weinguide zum Aufsteiger des Jahres in Rheinhessen gekürt. „Sein duftiger Spätburgunder Bürgel sucht seinesgleichen“, heißt es in der Kritik der Jury. Auch an Neuentdeckungen mangelt es in Rheinhessen nicht. Dies stellt eindrucksvoll Julia Schittler (Weingut Schittler-Becker, Zornheim) unter Beweis – mit einem Händchen für Rot- wie Weißweine, darunter den begeisternden, feinherben Muskateller. „Tolle Weine für kleines Geld“, so die Jury.
Der Dritte im Farbenspiel der Weinführer ist der gelbe „Eichelmann“. Das mächtige Werk wird schon mal als kritischster Weinführer Deutschlands tituliert – sei´s drum, auch Eichelmann kommt nicht an Sekt-Zauberer Volker Raumland vorbei und zeichnet das Sekthaus aus Flörsheim-Dalsheim für die beste Sektkollektion des Jahres aus. Laudator Gerhard Eichelmann: „Raumland zaubert heute Sekte, die Spitzenchampagnern immer ähnlicher werden, ohne dass sie versuchen, diese zu kopieren.
Wichtigster Weinwettbewerb im Weinland Rheinland-Pfalz ist die Landesweinprämierung der Landwirtschaftskammer. Im Rahmen dieses Wettbewerbs werden aus dem Reigen der goldprämierten Weine, die Siegerweine der einzelnen Anbaugebiete ermittelt. Aus Rheinhessen gilt in diesem Jahr die Auszeichnung folgenden Weinen:
2017 Engelstadter Riesling (Weingut Gres, Appenheim), 2017 Dromersheimer Mainzerweg Grüner Silvaner (Weingut Heinz, Bingen-Dromersheim), 2017 Weißburgunder (Weingut Hamm, Ingelheim, 2016 Grauer Burgunder Cuvée Emotion (Weingut Schnell-Aisenbrey, Jugenheim) und 2015 Bechtheimer Heiligkreuz Spätburgunder (Weingut Bastianshauser Hof, Bechtheim). Deutschlands einziger Weinbauminister Dr. Volker Wissing, gratulierte bei der Preisverleihung im Kurfürstlichen Schloss in Mainz den „Botschaftern der Weinkultur und des Landes“.
Die rheinhessischen Siegerwein-Winzerinnen und Winzer
Die deutschen Winzersekte haben in den letzten Jahren einen deutlichen Qualitätsschub erfahren. Um die Aufmerksamkeit der Verbraucher stärker auf dieses Produktsegment der heimischen Weinerzeuger zu lenken, hat das Deutsche Weininstitut (DWI) die besten Winzersekte des Jahres ausgezeichnet. Die Siegersekte hat eine Fachjury aus Weinexperten und Medienvertetern aus einer Auswahl von sehr gut bewerteten Sekten der DLG-Bundesweinprämierung 2018 gekürt. Den Preis für den besten Burgunder-Winzersekt des Jahres erhielt die Sektmanufaktur Hattemer vom Wein- & Sektgut Nikolaushof aus Gau-Algesheim für ihren 2016 Chardonnay brut. Die Urkunden wurden durch die Deutsche Weinkönigin Carolin Klöckner an „Sektmacherin“ Anika Hattemer-Müller und ihren Mann Johannes Müller überreicht.
Größter nationaler Weinwettbewerb ist die Bundesweinprämierung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG). Die DLG hat in diesem Jahr 22 Bundesehrenpreise an die Besten der Prämierung vergeben. Aus Rheinhessen sind in diesem erlauchten Kreis dabei: Weingut Ernst Bretz (Bechtolsheim) und Weingut Acker – Martinushof (Bodenheim), Weingut Bungert-Mauer (Ockenheim), das außerdem für die beste Kollektion Weißwein fruchtig 2018 ausgezeichnet wurde.
Die DLG kürte zudem die Nachwuchstalente aus der Branche zum „Jungwinzer des Jahres“ – mit großem Jubel aus Rheinhessen: Der erste Platz ging an Dominik Münzenberger (Weingut Münzenberger, Zornheim) vor Anika Hattemer-Müller (Sektmanufaktur Hattemer, Gau-Algesheim). Die feierliche Preisverleihung fand im Kurhaus in Wiesbaden statt.
Die DLG Jungwinzer des Jahres
Vom Kurhaus zum Rathaus: Das Wiener Rathaus ist nicht nur prachtvolle Kulisse für den offiziellen internationalen Weinwettbewerb AWC Vienna, sondern bietet zugleich die Bühne für die Auszeichnung der besten Betriebe. Trophy-Preisträger waren in diesem Jahr das Weingut Beck aus Stadecken-Elsheim mit dem 2016 Stadecker Horn Weißer Burgunder, das Weingut F. und C. Roll (Dittelsheim-Heßloch) mit dem 2017 Dittelsheimer Pfaffenmütze Sauvignon Blanc, das Weingut Neef-Emmich (Bermersheim) mit dem 2016 Höllenbrand Riesling und das Weingut G & M Machmer aus Bechtheim, das als Seriensieger die Auszeichnung „Best organic Wine producer of the year“ nun zum 4. Mal in Folge mit nach Hause nehmen konnte.
Für eine der großen Überraschungen im diesjährigen Wettbewerbs-Marathon sorgte Philipp Wittmann aus Westhofen, der beim Deutschen Rotweinpreis als Entdeckung des Jahres ausgezeichnet wurde. Der Riesling-Protagonist zog mit seiner 2015 Spätburgunder Reserve einen Joker aus dem Hut, der die Jury komplett verblüffte. Als Sieger in ihren Kategorien konnten sich die Weingüter Peth-Wetz (Bermersheim) für den 2015 Grand Vintage Cabernet Sauvignon (Internationale Klassiker) und Eckehart Gröhl (Weinolsheim) für den 2016 Spätburgunder Blanc de Noirs Eiswein (Edelsüß) feiern lassen.
Noch ein Rotweinpreis –Meiningers Rotweinpreis– schreibt sich auf die Fahnen, die besten deutschen Rotweine zu küren. Auch bei diesem Wettbewerb mischten die Rheinhessen erfolgreich mit. Platz 1 ging an den 2015 Pinot Noir Reserve aus dem Weingut Louis Guntrum (Nierstein), gefolgt vom 2015 Spätburgunder „Michel“ aus dem Weingut Bernd und Cristian Gröhl aus Weinolsheim. In der Kategorie Heimische Rebsorten siegte der 2015 Osthofen Vordere Mulde Frühburgunder aus dem Weingut May in Osthofen.
Die rheinhessischen Sieger bei Meiningers Rotweinpreis 2018
In Zeiten turbulenter Witterungsverhältnisse spielen PIWIs (pilzwiderstandsfähige Rebsorten) ihre naturgegebenen Vorzüge im Weinbau immer stärker aus. Dass aus den robusten Reben und ihren Trauben wunderbare Weine gewonnen werden, das hat die Jury des Internationalen PIWI-Weinpreises festgestellt. Einer der Siegerweine kommt aus Rheinhessen – die 2017 Muscaris Spätlese aus dem Weingut Wohlgemuth-Schnürr in Gundersheim.
Zum vierten Mal hat Weinfeder e.V, die Vereinigung der Weinjournalisten in Deutschland, den Preis „Weinpersönlichkeit des Jahres“ an eine herausragende Persönlichkeit der Weinszene vergeben. In diesem Jahr hat Volker Raumland (Sekthaus Raumland, Flörsheim-Dalsheim) die Auszeichnung erhalten.
Volker Raumland bei der Auszeichnung als Weinpersönlichkeit des Jahres
Hier in Auszügen die Laudatio von Weinjournalist Rudolf Knoll auf den „Sekt-Großmeister“: „Dass er es seit vielen Jahren delikat prickeln lässt und viele Zungen zum Vibrieren bringt, war Volker Raumland nicht unbedingt in die Wiege gelegt worden. 1979 machte er ein Praktikum im elterlichen Betrieb in Bockenheim und studierte anschließend von 1980 bis 1984 in Geisenheim. 1981 wurde ein richtiges Sekt-Projekt gestartet. Weil damals einige Studienkollegen aus namhaften Häusern dabei waren, wollte Raumland etwas Besonderes machen und wählte einen Müller-Thurgau für die Versektung aus. Das Ergebnis: er gewann den Wettbewerb und war damit lebenslang infiziert.
1992 fand man einen bis heute festen Standort im rheinhessischen Flörsheim-Dalsheim. Am meisten Meriten erwirbt er sich natürlich mit seinem Sekt von eigenen Reben (rund 10 ha). Ein Grundsatz ist hier, dass die Qualität schon im Weinberg entsteht. Danach spielt der Faktor Zeit eine wesentliche Rolle. Manche Sekte kommen erst nach etlichen Jahren in den Verkauf. Aktuell liegen rund 800 000 Flaschen auf der Hefe. Eine Besonderheit sind die undosierten, zehn Jahre auf der Hefe gelagerten „Vintage“ aus hochwertigen Sektjahrgängen wie 2008, die über der Linie „Prestige“ mit dem vielgelobten „Triumvirat“ eingestuft werden. Zwei Sekte sind den Töchtern Marie-Luise und Katharina gewidmet (die beide in den Betrieb einsteigen wollen).
Volker Raumland wird seit etlichen Jahren von den diversen Weinführern mit Höchstnoten bedacht, sahnt bei Sekt-Wettbewerben nicht nur mit einzelnen Sekten ab, steckt hinter manchem bedeutenden Sekt eines Winzerkollegen und avancierte zum Vorbild für eine ganze Branche. Viele Winzer haben erkannt, dass Sekt viel Genuss schenkt, wenn man sich dafür richtig anstrengt. Gelungener Sekt kann ebenso ein guter Umsatzträger sein wie ein Großes Gewächs vom Riesling oder Burgundersorten. Seine eigene Messlatte sind die besten Häuser der Champagne, die regelmäßig besucht werden. Nur bei den Preisen hält er im Vergleich Maß.“
Auf solche Erfolge kann man schon mal anstoßen. (Foto: Robert Dieth)
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