Wein und Geschichten im „Woifässje“
Rommersheim liegt romantisch, umgeben von Weinbergen mitten auf der Hiwweltour Neuborn. Man betritt das kleine Dorf über die Hauptstraße und schon nach wenigen Metern fällt uns das Weingut Ullmer auf. Die Hoftore stehen offen, in einem Leiterwagen liegen bunte Kürbisse und an einer der Wände stehen weise Worte:
„Ein Weinberg pflegen ist schon schwer,
einen Wein zu pflegen noch viel mehr.
Und schließlich sagt mer net umsunscht,
ach Wein zu trinke is e Kunscht.“

Klaus Ullmer führt uns in seine gemütliche Gutsschänke „Zum Woifässje“. Wir sitzen im ehemaligen Kuhstall, der aufwendig umgestaltet wurde und ein schöner Anlaufpunkt für Hiwweltour-Wanderer an Wochenenden ist. Neben Winzerkaffee und Weinen aus eigenem Anbau gibt es abends Deftiges aus der rheinhessischen Küche. Alle Knoblauchliebhaber unter Euch kommen im „Woifässje“ besonders auf ihre Kosten, die Knoblauchzucht ist nämlich eine private Leidenschaft des Winzers. Und nicht seine einzige!

Die Geschichte seiner Heimat ist eine weitere große Leidenschaft Ullmers. Nicht zuletzt deswegen wurde er Kultur- und Weinbotschafter. Als solcher macht er die Weinregion Rheinhessen auf verschiedenen Führungen mit allen Sinnen erlebbar. Außerdem kann er wunderbar Geschichten erzählen. Angefangen mit der Geschichte des Ortsnamens.
Neuer alter Name
Rommersheim hieß nicht immer so. Früher trug das Dorf den Namen Eichloch. „Wenn man das mit rheinhessischem Dialekt ausspricht, klingt das nicht sehr vornehm“, erklärt uns Ullmer. Wir können uns denken, warum. Am 15. Januar 1931 wurde Eichloch schließlich in Rommersheim umbenannt – kein zufällig gewählter Name.

Nur wenige Hundert Meter vom heutigen Rommersheim entfernt lag früher schon einmal ein Dorf mit diesem Namen, nur existiert das heute nicht mehr. Warum genau „Rumersheim“ verwaiste, ist ungewiss. Klaus Ullmer verrät uns die gängigsten Theorien: Dreißigjähriger Krieg, Pest, Wassermangel, gar vergiftetes Brunnenwasser – oder Vertreibung durch die Franzosen. Bis heute besitzt diese Geschichte etwas Geheimnisvolles.

Das Auge Gottes
Die Rommersheimer Kirche liegt im Zentrum des Dorfes. Auf dem Kirchplatz ragt eine Sumpfeiche in die Höhe. Sie wurde 1871 gepflanzt und ist somit schon fast 150 Jahre alt. Die beeindruckende Baumkrone bietet besonders an warmen und sonnigen Tagen ein schattiges Plätzchen.
Wenn Ihr die Kirche – trotz verschlossener Tür – gerne besuchen möchtet, ist Klaus Ullmer wiederum die richtige Anlaufstelle. Er hat einen Schlüssel und zeigt Euch liebend gerne das von 1733 bis 1751 erbaute Gotteshaus. Ihr könnt einfach auf seinem Hof nachfragen!

Ullmer zeigt uns zunächst eine US-Dollarnote und deutet auf die Spitze der Pyramide. Wir sind gespannt, welche Geschichte er uns jetzt erzählen wird. „Es gibt nur wenige evangelische Kirchen mit einem Auge Gottes“, erklärt er. Das kunstvoll gestaltete Auge ist direkt über dem Altar angebracht und „blickt“ in den Innenraum der Kirche. Eine echte Besonderheit und vielleicht auch ein wenig geheimnisvoll, schließlich wird gerade dieses Symbol gerne mit verschiedenen Geheimgesellschaften im Verbindung gebracht. Rommersheim überrascht uns immer mehr!
Mystischer Greifenberg
Klaus Ullmer kennt und schätzt alle wunderschönen Orte und Aussichten auf der Hiwweltour Neuborn. Sein Lieblingsort ist und bleibt aber der Greifenberg. Mindestens einmal pro Woche trifft man ihn hier oben, meistens mit seinem Hund. Ullmer schätzt diesen Ort nicht nur wegen der Ruhe und des traumhaften Rundumblicks auf die rheinhessische Hügellandschaft. Ihn fasziniert auch das „Mystische“, das dieser Ort ausstrahlt.

In den 70er Jahren wurden auf der Bergkuppe drei nebeneinanderliegende Sarkophage ausgegraben. Sie stammen aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. und damit aus einer Zeit, in der die Römer in Rheinhessen siedelten. Ein Sarkophag kann auf dem Sulzheimer Friedhof besichtigt werden, die anderen befinden sich im Museum der Stadt Alzey.
Die römischen Gräber sind allerdings nur ein Aspekt der Faszination. Schon seit Jahren geht Klaus Ullmer der Frage nach, ob hier einmal eine Raubritterburg stand. Es gebe Indizien, aber (noch) keine Beweise. Auf der Suche nach Antworten war er bereits in den Landesarchiven von Speyer und Darmstadt auf Spurensuche und studierte dafür alte Dokumente – bisher erfolglos.

Klaus Ullmer gibt nicht auf, das Geheimnis um die Raubritterburg auf dem Greifenberg eines Tages doch noch zu lüften. Und wer weiß – vielleicht entdeckt Ihr ja während Eurer Wanderung auf der Hiwweltour Neuborn den entscheidenden Hinweis… ; -)
Empfohlener Begehungszeitraum der Hiwweltouren ist von März bis Oktober.

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