Worms ist der Ausgangspunkt des RheinTerrassenWegs, dem rund 75 Kilometer langen Wanderweg entlang des malerischen Rheins und berühmter Weinlagen. Bevor wir in unsere Wanderschuhe schlüpfen und uns auf den Weg in Richtung Mainz machen, lassen wir es uns nicht nehmen, Worms näher kennenzulernen. Die vier Museen der Stadt vermitteln einen wunderbaren Eindruck ihrer vielfältigen Geschichte – und sind jedes für sich eine kleine Attraktion, auch unabhängig vom „Inhalt“.
Das Jüdische Museum im Raschi-Haus
Unsere erste Station ist das jüdische Viertel. In den alten Gassen, zwischen den Mauern und Häusern, lebt die Vergangenheit auf. Über 900 Jahre lang gab es in Worms ununterbrochen eine jüdische Gemeinde. Das „Klein-Jerusalem am Rhein“ nahm mit der Deportation der letzten Wormser Juden während des Zweiten Weltkriegs ein schreckliches Ende. Die jüdische Geschichte aber lebt hier weiter.
Jüdisches Viertel in Worms
Wir spazieren über den Synagogenplatz zum
Raschi-Haus, dem ehemaligen Tanz-, Hochzeits- und Lehrhaus der jüdischen
Gemeinde. Heute beherbergt es das Museum. Auf zwei Etagen gibt die Ausstellung
mit Fotografien, Dokumenten und Artefakten Einblicke in die jüdische Geschichte
der Stadt Worms, vermittelt Traditionen und Lebensweise der Gemeindemitglieder
und erinnert an die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten.
Jüdisches Museum in Worms
Zum Abschluss unseres Besuches besichtigen wir die
Synagoge, die 1961 originalgetreu wiederaufgebaut wurde, nachdem sie in der
Pogromnacht zerstört und niedergebrannt wurde. An einigen Stellen kann man das
ursprüngliche Mauerwerk aus dem Mittelalter erkennen. Ein beeindruckender Ort!
Synagoge von Worms
Das Museum der Stadt Worms im Andreasstift
Ein
Besuch des Andreasstifts gleicht einer Zeitreise. In dem wunderschönen
ehemaligen Stift aus dem Mittelalter mit malerischem Innenhof befindet sich das
historisch angelegte Stadtmuseum, unsere nächste Station.
Andreasstift Worms
Kleine Alltagsgegenstände aus der Bronze- und Jungsteinzeit zeugen davon, dass Rheinhessen schon prähistorisch besiedelt wurde. Ich finde es erstaunlich, wie ähnlich diese Gegenstände dem sind, was wir auch heute noch benutzen – seien es Werkzeuge oder Schmuck.
Natürlich haben auch die Römer ihre Spuren in Worms hinterlassen. Besonders beeindruckend ist die Sammlung römischer Gläser, eine der größten in Deutschland. Viele von ihnen scheinen fast makellos.
Wir wandeln weiter durch die Geschichte
und landen schließlich bei Martin Luther. Der hat während des Wormser
Reichstags im Jahre 1521 nämlich Geschichte geschrieben, als er seine berühmten
Thesen vor dem Kaiser nicht widerrief. Seine Worte „Hier stehe ich und kann
nicht anders!“ soll er dabei gar nicht gesagt haben, sie fassen seine Haltung
in Worms aber gut zusammen.
Luther im Andreasstift Worms
Zum Abschluss unseres Rundgangs durch
die Geschichte besichtigen wir die ehemalige Stiftskirche und ihre
Sonderausstellung zum Wormser Dombau. Und genau den sehen wir in seiner vollen
Pracht auf dem kurzen Fußweg zu unserer nächsten Station.
Wormser Dom
Das Museum Heylshof
Das Kunstmuseum befindet sich in einer
neobarocken Villa, dem Stadtpalais der Familie Heyl, und das befindet sich
wiederum in einem großen Park. So blicken wir im Inneren des Museums durch die
herrschaftlichen Fenster immer wieder hinaus ins Grüne – wenn wir den Blick denn
von den wunderbaren Gemälden abwenden können.
Heylshof Gemälde im Museum
Die Kunst- und Porzellansammlung des
Heylshofs ist klein, aber hochkarätig. Und in Rheinland-Pfalz einzigartig. Der
Schwerpunkt liegt auf deutscher, niederländischer und
französischer Malerei vom 15. bis 19. Jahrhundert. Mich begeistern vor
allem die Werke von Rubens.
Heylshofs Porzellan im Musem
Ein Kunstwerk ist auch das Stadtpalais
selbst, alles voran der prachtvolle Treppenaufgang, der uns begrüßt und
verabschiedet. Ich fühle mich ganz und gar königlich!
Eingang in das Musem Heylofs in Worms
Das Nibelungenmuseum in Worms
Apropos
königlich! Im Nibelungenmuseum wird die berühmte Sage, die so eng mit der Stadt
Worms verbunden ist, lebendig. Das Museum selbst ist in die staufische
Stadtmauer integriert – und allein deswegen schon einen Besuch wert
Nibelungenmuseum Worms
Es beschreibt sich selbst als „begehbares
Hörbuch“ und tatsächlich bekommen wir Audioguides ausgehändigt, mit denen uns
der wunderbare Mario Adorf das Nibelungenlied nahebringt und immer wieder
eindrucksvoll daraus zitiert.
Audioguide im Nibelungenmuseum Worms
Zunächst klettern wir den „Sehturm“ hinauf,
den Turm der Stadtmauer, der über die Entstehung der Sage, ihren Inhalt und
ihre vielfältigen Interpretationen informiert. In der Mitte des Turmes hängt
ein riesiges, goldenes Zepter, bestückt mit zahlreichen kleinen Gemälden,
Plakaten und Fotos im Zusammenhang mit der Nibelungen-Sage. Ein echter Schatz!
Zepter im Nibelungenmuseum Worms
Wir wandeln auf dem Wehrgang der
mittelalterlichen Stadtmauer entlang und haben einen fantastischen Blick auf das
moderne Worms, während uns kleine Tafeln das mittelalterliche Worms zeigen. Ein
toller Vergleich!
Wehrgang im Nibelungenmuseum Worms
Im „Hörturm“ klettern wir langsam wieder
nach unten. Hier dreht sich alles um die Sprache. Wir nehmen auf hölzernen
Thronen Platz und lauschen Passagen des Originallieds während wir uns fast wie
Brunhild, Kriemhild oder Siegfried selbst fühlen. Dieses Museum schafft es,
Literatur erlebbar zu machen!
Aussenansicht des Nibelungenmuseum Worms
Vier Museen an einem Tag
Das Schöne an den vier Museen in Worms ist, dass ihr Umfang so gestaltet ist, dass man sie sogar an einem Tag problemlos besuchen kann. Oder Ihr sucht Euch die Museen heraus, die Euch besonders ansprechen. Empfehlen kann ich jedenfalls alle uneingeschränkt! Nach so viel Kultur freuen wir uns auf mindestens genauso viel Natur auf dem RheinTerrassenWeg. Wir werden sicher Ausschau nach dem Schatz der Nibelungen halten!
[…] Brunhild, Kriemhild und Hagen sind überall in der Nibelungenstadt präsent, besonders im multimedialen Nibelungenmuseum, das in die staufische Stadtmauer integriert […]
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