Drei urige Mainzer Weinwirtschaften, die ihr kennen solltet
15. September 2021
Drei urige Mainzer Weinwirtschaften, die ihr kennen solltet
Mainz ist bekannt für seinen prächtigen Dom, für Fastnacht, Weck, Worscht und Woi. Aber auch die behaglichen Weinwirtschaften gehören fest zur Meenzer Kultur. Hier wird gelacht, getrunken und gefeiert – Lebensfreude pur!
Ich muss gestehen, dass ich schon lange nicht mehr in einer Weinstube zu Gast war. Das muss sich dringend ändern: Ich bin sehr neugierig auf die drei Weinwirtschaften, die ich mir für einen Besuch ausgesucht habe.
Weinstube
Hottum: mit Liebe zum Detail
Da wäre zuerst die Weinstube Hottum, geführt von Christina Röskens und Sabina Ekinovic. Die urige Weinwirtschaft in der Grebenstraße sieht bereits von außen sehr einladend aus: Niedliche Holztische und -stühle sowie üppig gefüllte Blumenkästen an den Fenstern verströmen eine behagliche Atmosphäre und versprechen eine angenehme Auszeit.
Aber auch das
Innere kann sich sehen lassen: Ich mag die kleinen, liebevollen Details, die
überall zu finden sind. In der Weinstube geht es durchweg gemütlich zu; hier
kann man ganz entspannt die Seele baumeln lassen. Die Weinstube – übrigens
immer in Frauenhand! – blickt auf eine lange Tradition zurück: Ende des 17.
Jahrhunderts wurde sie bereits zum ersten Mal erwähnt.
Gäste können
sich bei Hottum auf kreative Gerichte freuen: Bei Speisen wie Brie mit
warmer Pflaumensauce, grünem Pfeffer und kleinem Roggenbrötchen läuft mir
doch glatt das Wasser im Mund zusammen; schade, dass ich schon zu Hause
gegessen habe. Vegetarische Gerichte wie Linsensalat werden bei den Gästen übrigens
immer beliebter.
Aber auch
typische Mainzer Gerichte wie Handkäs mit Musik haben hier ihren festen Platz.
Neugierig geworden? Auf der Website der Weinstube findet man bereits einen
Auszug der Speisekarte. Darüber hinaus gibt es eine feine Auswahl an saisonalen
Gerichten.
Auf dem
Trockenen muss hier natürlich auch keiner sitzen: Die Weinstube bietet Weine
aus Rheinhessen, Rheingau und der Pfalz an. Ich gönne mir einen fruchtigen
Rieslingssekt – sehr lecker! Für Speis und Trank
wird hier also bestens gesorgt. Ein wunderbarer Ort, um das Leben zu feiern.
Weinhaus
Michel: Familienbetrieb mit reichlich Herzblut
Schlendert man weiter durch die Altstadt, entdeckt man das Weinhaus Michel in der Jakobsbergstraße. Das Besondere: Das Familienunternehmen von 1756 besitzt ein eigenes Weingut in Weinolsheim. Daher können Gäste den Wein, den sie hier vor Ort trinken, auch für zu Hause mitnehmen. Ich bleibe dieses Mal alkoholfrei, teste den sortenreinen Traubensaft aus der Scheurebe – schmeckt herrlich.
Entscheidet man
sich für einen Platz draußen, kann man wunderbar Passanten beobachten, die in
der belebten Fußgängerzone vorbeieilen oder an Schaufenstern stehen bleiben. Aber
auch die Innenräume gefallen mir gut: Dunkle Holzdecken, rustikale Bänke und
Stühle mit Kissen bestückt sorgen für ein heimeliges Ambiente.
Gut zu wissen: Im
Gewölbekeller des Weinhauses finden – soweit es die Situation zulässt – Kulturveranstaltungen
und Feiern statt. An Rheinhessen schätzt Inhaberin Astrid Michel die Vielfalt
der Rebsorten: „Jede davon hat ihren ganz eigenen Charakter“, betont die
gelernte Sommelière. Michels Weinpersönlichkeiten nehmen diese
Erkenntnis sehr charmant auf: Die rote Cuvée heißt beispielsweise Herzensbrescher
und passt besonders gut zu rheinhessischen Tapas und schokoladigen Desserts. 16
verschiedene Charaktere gibt es insgesamt. Die goldischen Weinetiketten wurden
von Martina Theisen illustriert.
Wer zum ersten Mal das Weinhaus Michel besucht, der wird sich binnen kürzester Zeit in die ungewöhnliche Speisekarte zunächst vertiefen und dann verlieben – so heißt es auf der Website des Familienunternehmens. Gäste lieben besonders die regionalen Gerichte. Aber auch Speisen wie gefüllter Pfannkuchen mit Blattspinat, Tomaten und Schafskäse kommen immer gut an. Kurzum: Ein genussvoller Abend ist hier vorprogrammiert.
Gaststätte
und Weinstube Am Holztor: Mainzer Herzlichkeit trifft auf nordische
Gelassenheit
Fernab vom Trubel besuche ich nun die Gaststätte und Weinstube Am Holztor. Seit 1885 gibt es die Weinwirtschaft in der Holzstraße bereits; damals hieß sie allerdings noch Restauration Rudolf Engst.
(c) Jörn Karner
Weitere klangvolle
Bezeichnungen wie Schifferbörse oder Rheinperle folgten; nahmen Bezug
zu Deutschlands längstem Fluss, dem Rhein. „Unsere Gaststätte und Weinstube Am
Holztor […] könnte geografisch ein Brückenschlag sein und bietet eine
Begegnungsstätte zwischen Rhein und historischer Altstadt für alle Gäste“,
heißt es treffend auf der Website der Lokalität.
(c) Jörn Karner
Das gefällt mir
sehr gut: Hier stehen auch Gerichte auf der Karte, die man in Mainz nicht so häufig
bekommt wie etwa das halbe Hähnchen mit Bratkartoffeln, Pommes oder Brot. Äußerst
beliebt bei den Gästen ist auch das Holztorschnitzel – ein paniertes
Schweineschnitzel, belegt mit Wacholderschinken, Tomaten und mit Handkäs
überbacken. Das werde ich bei meinem nächsten Besuch sicher testen. In den
Wintermonaten steht übrigens auch Grünkohl auf der Speisekarte – Jörn Karner lässt
auf diese Weise seine nordische Herkunft einfließen.
Seinen Wein
bezieht er ausschließlich von handverlesenen rheinhessischen Winzern. Darüber
hinaus können sich die Gäste aber auch ein frisch gezapftes Bier schmecken
lassen – eine Besonderheit gegenüber den anderen Weinwirtschaften und ein weiterer
Hinweis auf die nordischen Wurzeln des Besitzers. Bei schönem Wetter kann man
Speis und Trank auch auf der kleinen idyllischen Terrasse einnehmen.
(c) Jörn Karner
Auch in dieser
Weinwirtschaft fühle ich mich auf Anhieb wohl: Besonders gerne mag ich die
schmucke Laterne im Inneren der Lokalität – ein echter Blickfang, der dem Gastraum
eine individuelle Note verleiht. Bilder an den Wänden und bequeme Holzmöbel
sorgen für eine behagliche Atmosphäre. Doch nicht nur die Einrichtung lädt zum
Wohlfühlen ein: Hier geht es äußerst familiär zu: Serviceleiter und Weinberater
Dominic Wohlers sowie Küchenchefin Nicole Voigt
sind ihm richtiggehend ans Herz gewachsen und aus der Weinwirtschaft gar nicht
mehr wegzudenken. Stammgäste werden geduzt und – wenn es wieder möglich ist – vom
Inhaber liebevoll geherzt.
Mein Fazit
Die drei
vorgestellten Weinwirtschaften konnten mich vollends überzeugen: Sie alle
punkten mit herzlicher Gastfreundschaft, einer großen Wein- und Speisenauswahl
sowie mit einem gemütlichem Ambiente.
Die
Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz hat aber natürlich noch viele weitere
liebenswerte Lokale dieser Art zu bieten: Sie alle freuen sich ebenfalls über
euren Besuch. Ich möchte künftig gerne wieder häufiger dort einkehren. Die viel
zitierte Mainzer Lebensart kann man in den Weinwirtschaften bestens erleben.
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