Tanja Espenschied

Reisen ist meine Leidenschaft, Rheinhessen mein Zuhause. Viele Jahre bin ich mit Rucksack und Kamera durch die Welt gereist, immer auf der Suche nach den schönsten Flecken der Erde. Was ich dabei ganz übersehen habe: Die schönsten Flecken liegen oft nicht auf der anderen Seite des Globus, sondern direkt vor der Haustür. Ich ziehe also wieder los, dieses Mal auf der Suche nach den Perlen Rheinhessens.
© Dominik Ketz

In Rheinhessen, dem „Land der tausend Hügel“, ist er einer unter Tausend und doch ist der Wißberg, im Westen von Deutschlands größtem Weinanbaugebiet, etwas Besonderes. Der kleine Tafelberg ist mit seinen 270 Metern die zweithöchste Erhebung Rheinhessens, auf seinem Plateau erstreckt sich ein 18-Loch-Golfplatz und wer wunderschöne Panoramablicke über die rheinhessische Hügellandschaft genießen möchte, ist hier genau richtig. Ein kleiner Geheimtipp für einen entspannten Tag abseits der bekannten Routen.

Mit einem Eis in der Hand die Sonne genießen. Zumindest für Liebhaber der gefrorenen Leckerei ist dies der Inbegriff von Sommer. Sobald die Außentemperaturen steigen, sind die bunten Kugeln in Knusperwaffeln oder Pappbechern nicht mehr wegzudenken. Es wird geschleckt und gelöffelt, was das Zeug hält. Gut, dass es in Rheinhessen so viele tolle Eisdielen gibt. Lust auf eine Kugel Eis in meinen drei Lieblings-Eissalons?

Sobald die Frühlingsonne beständiger scheint und der April zu Ende geht, tauchen sie plötzlich auf: die zahlreichen kleinen Holzhäuschen an Straßenrändern oder auf Parkplätzen. Wie aus dem Winterschlaf erwacht, sind sie ein sicheres Zeichen, dass jetzt in Rheinhessen die Zeit für heimisches Obst und Gemüse gekommen ist. Vom Spargel stechen im Frühjahr bis zur Apfelernte im Herbst – es herrscht Hochbetrieb auf Feldern und Plantagen. Frisch geerntet landen die Produkte direkt in den Hofläden und Straßenständen. Erzeugnisse mit Herkunftsgarantie – meine Entdeckungsreise durch den rheinhessischen Obst- und Gemüsegarten!

Rheinhessen Wingertsschaukeln Sprendlingen-Gensingen © Tanja Espenschied

Es ist Herbst, eine der reizvollsten Jahreszeiten in der rheinhessischen Weinlandschaft. Die im Sommer so üppig grünen Weinberge verwandeln sich für wenige Wochen in ein prachtvolles Farbenmeer aus Rot, Orange, Gelb und Grün. Es ist die beste Zeit noch einmal die Wanderschuhe zu schnüren und den Blick über die sanften Hügel schweifen zu lassen. Meine Lieblingsorte für diesen visuellen Genuss: die Wingertsschaukeln in der Rheinhessische Toscana.

Ich stehe am Rhein-Nahe-Eck in Bingen. Der Himmel ist blau, nur ein sanftes Lüftchen weht. Es sind beste Bedingungen für das, was die nächsten zwei Tage vor mir liegt: der Rheinradweg durch Rheinhessen. 90,6 Kilometer, aufgeteilt auf zwei lockere Tagesetappen von Bingen bis Worms und dank des stets flachen Terrains auch für weniger geübte Radler ein Vergnügen – so steht es im Prospekt geschrieben. Ich bin gespannt … Auf den Sattel, fertig, los!

Große Leidenschaft und das feine Gespür für den richtigen Geschmack – das ist das Geheimrezept für gutes kulinarisches Handwerk. Auf meiner Suche nach noch wirklich selbstgemachten Produkten aus Rheinhessen habe ich vier „Food“-Manufakturen besucht und bin dabei auf Menschen gestoßen, die noch für ihre Arbeit und die Qualität ihrer Ware brennen. Ob Brot, Nudeln, Limonade oder Pralinen – eines ist bei allen gleich: der einmalige Geschmack.

Hildegard von Bingen – ihr Name ist nicht nur in Rheinhessen bekannt. In Bingen aber lebt ihre Legende. Kein Wunder also, dass ein waschechter Binger aus ihrer Lebensgeschichte ein Musical komponiert hat und dieses, dank des Crowdfunding-Contest IdeenReich Rheinhessen, nun in verschiedenen Ortschaften aufführen kann. „Ich sah die Welt als EINS“ lautet der Titel des Live Mixed-Media-Musicals. Ich bin gespannt, was sich dahinter verbirgt.

Mitten in der hügeligen Weinlandschaft von Schornsheim stehen sie, die 24 Kunstwerke des Kunstwanderweges „MO/VE/MENTS – Bewegte Momente in Rheinhessen“. Seit der Vernissage am 8. September 2019 sorgen sie in der kleinen Gemeinde nahe Wörrstadt für ein ganz besonderes Kunst- und Naturerlebnis - und das für nur kurze zwei Wochen. Dieses Event ist ein umgesetztes Projekt aus dem ersten Crowdfunding-Contest Ideen Reich Rheinhessen. Ich wollte mir dieses Highlight auf keinen Fall entgehen lassen und mache mich auf den Weg durch die Schornsheimer Gemarkung.

Schöne Cafés gibt es viele, aber nur wenige berühren das Herz. In drei kleinen Ortschaften mitten in Rheinhessen habe ich genau solche gefunden. Cafés, in denen der Kaffee und Kuchen noch schmeckt wie bei Oma, in denen die Zeit still zu stehen scheint und in denen die Atmosphäre einzigartiger nicht sein könnte. Auf einen Kaffee in meinen ganz persönlichen Glücks-Cafés…

Es ist Samstagvormittag, die Sonne strahlt. Ich decke gerade den Frühstückstisch, da kommt mir eine bessere Idee: Statt Marmeladen-Brötchen und Kaffee am Esszimmertisch heißt es bei mir heute „Weck, Worscht und Woi“ unter freiem Himmel. Brötchen, Fleischwurst und Wein am frühen Morgen? Das ist das Marktfrühstück - eine der schönsten rheinhessischen Traditionen. Angefangen vor mehr als 25 Jahren in Mainz, ist es heute in vielen Städten und Ortschaften Rheinhessens ein fester Bestandteil vieler Wochenmärkte. Ich nehme also meinen Einkaufskorb und mache mich auf den Weg.

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